Staatstheater am Gärtnerplatz München

Staatstheater am Gärtnerplatz – Sanierung der Beleuchtungsanlage – Bauzeit: Mai – Oktober 2017

Eine Besonderheit dieser Theaterinstallation war die Anforderung, moderne Technologie in die vorhandene Altsubstanz zu integrieren. Da der Entschluss zur Ertüchtigung der Beleuchtungsanlage erst zum Ende der Bauphase fiel, mussten in vielen Punkten Sonderlösungen entwickelt werden, um die bestehende Infrastruktur weiterhin zu nutzen, da die Kabelwege nicht mehr zugänglich waren. Die ursprüngliche Planung sah vor, die beim Umbau teilweise demontierten Versatzkästen wieder zu installieren. Ein Teil davon war jedoch im Rahmen der langwierigen Bauphase entsorgt worden; viele weitere waren derart beschädigt, dass eine Weiternutzung in Anbetracht der elektrischen Sicherheit nicht mehr tragbar war. In enger Abstimmung mit der Beleuchtungsabteilung des Theaters wurde hier in sehr kurzer Zeit ein neues Versatzkastenkonzept basierend auf den bewährten Zeiler-Strangpressprofilen entwickelt, das alle zukünftigen Nutzungsszenarien bestmöglich berücksichtigen sollte. Der bestehende DMX-Backbone wurde in diesem Zuge ebenfalls durch ein komplett neues Cat6a-Netzwerk ersetzt, welches an allen Versatzkästen eine Datenverbindung zur Beleuchtungsanlage bereitstellt. Hierfür wurden drei Datenschrank-Positionen auf der Unterbühne links/rechts sowie im Dimmerraum spezifiziert, welche per 10Gbit/s Glasfaserring redundant miteinander verbunden sind. Neben einer frei patchbaren EtherCon-Buchse ist in sämtlichen Versatzkästen zusätzlich ein ETC Net3 TwoPort-Gateway integriert, sowie ein 24V-Netzteil zur Versorgung von Farbwechslern und selbstverständlich die IluCon DBS-Stecker in 3kW und 5kW Ausführung zum Anschluss der Beleuchtungsgeräte.

Die Dimmeranlage besteht zum großen Teil aus 5kW-Einschüben. Für die 3kW-Parallelabgänge wurden dementsprechend direkt vor Ort in den Versatzkästen nochmals 16A-Sicherungen vorgesehen. Bei der Wiederinbetriebnahme konnte die konsequente Weiterentwicklung der Transtechnik FDX-Serie durch ETC alle ihre Vorzüge ausspielen: Die alten, defekten CPUs konnten in kürzester Zeit gegen neue FDX3000-Dimmerprozessoren ausgetauscht werden, die über die vorhandenen Eos-Pulte komplett parametrier- und überwachbar sind. Durch die Möglichkeit der Ansteuerung via sACN und DMX-A/B konnte eine vollständige Redundanz aufgebaut werden. Dank der Einschubtechnik für die Endstromkreise kann durch Einsetzen neuer DP90S-Module mit Switchfunktion ohne Probleme an jedem Versatz bei Bedarf Dauerstrom für intelligentes Licht bereitgestellt werden.

Ein besonders herauszustellendes Merkmal ist die Realisierung der 4-poligen XLR-Anschlüsse für die Farbwechsler: Hierfür wurden die Datenleitungen parallel von den 5-poligen Buchsen im Net3-Gateway abgegriffen. Der 4-polige Anschluss ist jedoch unmittelbar unter dem Gateway im Versatzkasten so angeordnet, dass wahlweise entweder der normale DMX-Anschluss, oder die DataPower-Buchse genutzt werden kann, jedoch niemals beides gleichzeitig, um die Bustopologie in jeden Fall einzuhalten und einen ungewollten Y-Split zu vermeiden.

Sämtliche Nebenfunktionen wie Szenenspeicherung für das Saallicht, Anzeige der Werte von der Strom- und Leistungsmessung in der Hauptverteilung sowie Ansteuerung der Leistungsschalter und Schütze erfolgen über ein SC-CORE IV System mit insgesamt fünf verteilten I/O-Stationen in den Verteilungen und vier Touchpanels in Regie, Bühnenmeister-Platz und Inspizientenpulten. Durch die Verwendung spezieller Umsetzer auf 2-Draht-Technik konnte der das gesamte Haus umfassende Netzwerk-Backbone mit getrennten VLANs für die Beleuchtungs- und Inspiziententechnik selbst über die alten Schleifringe problemlos, zuverlässig und redundant auf die Drehscheibe erweitert werden, sodass auch der dortige Dimmerschrank ohne Kompromisse von der Regie aus verwaltet werden kann. Alle Arbeitslichter und Direktversätze sind selbstverständlich ebenfalls per sACN steuerbar, wobei auf den Touchpanels jederzeit detailliert ersichtlich ist, ob die entsprechende Schaltfunktion von der Lichtstellkonsole oder vom Nebenfunktionspult ausgelöst wurde.